Der Historischen Verein bringt ein Jahrbuch mit Beiträgen aus der Orts- und Regionalgeschichte heraus. Die letzte Ausgabe ist der Band 2019-2021 "Revolution und Reaktion. Die Anfänge der NS-Bewegung im bayerischen Oberland 1919 bis 1923". Die Publikation ist 2023 im Allitera Verlag erschienen (ISBN 973-3-96233-334-8).
Aus der Rezension von Wolfgang Benz (ZFG 71, 2023, S. 475/476): "[...] Die damaligen Befunde der bayerischen Regierung konfrontieren die Autorinnen und Autoren des von Edith
Raim, Susanne Meinl, Marion Hruschka und Ulrike Haerendel herausgegebenen Sammelbandes mit neun profunden Studien zu Aspekten des Aufstiegs der Hitler-Bewegung im bayerischen Oberland. Sie tragen
damit zur Erhellung der frühen
Geschichte und Rezeption Hitlers wesentlich bei.
Die Ereignisse im November 1918, mit denen die Monarchie in Bayern als erste in Deutschland ihr Ende fand, erregten die Gemüter weniger als die Proklamation der Münchner Räterepublik im April 1919. Als Schreckensszenario – so resümiert Dietrich Grund seinen Beitrag – beschwor die NS-Propaganda erfolgreich und nachhaltig das Chaos im Frühjahr 1919. Es wurde zum Trauma des Bürgertums. Edith Raim analysiert die Rolle der bayerischen Einwohnerwehren als einzigartige folkloristisch-paramilitärische Formationen, die den Freikorps folgten und die Brücke zu Hitlers SA ab 1921 schlugen. Zwei Beiträge sind der Ausbreitung der NSDAP im Oberland gewidmet. Susanne Meinl zeichnet anhand der archivalischen Überlieferung ein Bild der Schauplätze und Akteure, Martin Hille konzentriert sich auf das Bezirksamt Bad Tölz.
Die Möglichkeiten und Vorzüge landesgeschichtlicher Forschung werden auch in
weiteren Kapiteln vor Augen geführt: Paul Hoser beschreibt den Niederschlag nationalsozialistischer Umtriebe in der Region im Völkischen Beobachter und kommt hinsichtlich des Erfolgs der frühen
NSDAP zu dem bemerkenswerten Ergebnis, dass sich
die ländliche Bevölkerung als deutlich resistenter erwies als das städtische Bürgertum.
Der Blick über die Grenze nach Österreich (Michael E. Holzmann) zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der völkischen Bewegung in beiden Ländern, macht aber deutlich, dass sich die
österreichische Version des Nationalsozialismus ideologisch und in der
Praxis bedingungslos dem deutschen Vorbild unterwarf. Am Beispiel Fürstenfeldbruck untersucht Gerhard Neumeier die Sozialstruktur der NSDAP. Fremdenverkehr und Heimatkult als Wirtschaftsfaktor
mit den Konzessionen, die dem Nationalsozialismus geleistet wurden (Antisemitismus, KdF-Tourismus) stehen im Mittelpunkt der Studie von Elisabeth Tworek, die, den zeitlichen Rahmen des Bandes
sprengend, Kontinuitäten über das Ende des Dritten Reiches hinaus in die Nachkriegszeit darstellt. Ein Glanzlicht setzt der Aufsatz von Gabi Rudnicki, der Ödön von Horváths Wirken in Murnau in
den Jahren 1920 bis 1933, in denen sich der Schriftsteller mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik auseinandersetzte, behandelt. Zu rühmen ist außer dem Erkenntnisgewinn
durch die substanziellen Studien auch die Ausstattung des Bandes mit Bildquellen, die erheblich größere Aussagekraft haben als banale Illustrationen. Im Anhang ist erstmals der Bericht des
Regierungspräsidenten Gustav von Kahr „über die Kommunistenherrschaft 1919“ (aus Privatbesitz) veröffentlicht. Der Band ist ein willkommener Leitfaden zur Frühgeschichte der NSDAP im bayerischen
Oberland."
Jahrbuch Band 2015/18:
Der Dreifach-Band des Jahrbuchs für 2015/18 weist eine große Vielfalt aus dem Kunstgeschehen und der Historie Murnaus auf.
Gabi Rudnicki befasst sich in ihrem Beitrag "Ein Lebenszeugnis aus bewegter Zeit" mit dem sensationellen Fund eines Briefes von Ödön von Horváth an seinen Freund Paul Fent aus dem Jahr 1937. Es gelang, die Rechte einer Erstveröffentlichung zu erwerben.
Roland Lory geht in dem Aufsatz "Ein Zuhause auf Zeit in Baracken" auf das Schicksal von heimatlosen Ausländern im Regierungslager von Grafenaschau ein. Es gelang ihm, bisher nicht veröffentlichtes Material zu sichten und damit den Alltag im Lager zu beschreiben.
Im Beitrag von Eva Reineke ist eine fast vergessene "Institution" in Murnau beschrieben. Der Artikel geht auf die langjährige Tradition des Cafés Merkerhof ein und beleuchtet die in diesem Zusammenhang stehende Geschichte der weitverzweigten Familien.
Schließlich hat sich Irene Dütsch mit der Biografie von Hermann Neuber, einem großartigen und wenig bekannten Kunstmaler befasst. Der gebürtige Wiener hinterließ Spuren in Bayern, hier besonders in Murnau, und Sachsen.
Von vielen älteren Ausgaben sind darüber hinaus noch Restbestände unserer Jahrbücher vorhanden, die Sie gerne zum Preis von 9,90 Euro pro Band plus ggf. Verpackungs- und Portokosten bei der Buchhandlung Gattner, 82418 Murnau, Obermarkt 13 oder beim Historischen Verein Murnau anfordern können.
Die als Jahrbuch 2014/15 von Martin Lohmann herausgebrachte Ausgabe mit dem Titel "Alpenblick hinter Stacheldraht – Das polnische Offiziersgefangenenlager VII A in Murnau 1939–1945" ist ausschließlich über den allgemeinen Buchhandel zu beziehen.
ISBN: 978-33-86906-981-4.
In der Vereinsbibliothek können Sie die Veröffentlichungen des Historischen Vereins Murnau der Jahre 1980 – 2021 einsehen. Eine Literaturliste als Übersicht über die gedruckten Beiträge und deren Autoren können Sie mit nachstehendem Link downloaden.
(PDF-Datei, Sie benötigen den Acrobat Reader ) :
Verzeichnis der Veröffentlichungen des Historischen Vereins der Jahre 1980 – 2018